Kaum ein Neuwagen kommt heute noch ohne Turbolader aus. Um immer sparsamere und umweltfreundlichere Motoren zu bauen, reduzieren die Hersteller den Hubraum und die Zylinder ihrer Aggregate. Weniger Hubraum und Zylinder bedeuten allerdings auch eine geringere Leistung. Aus diesem Grund sind Benziner und Diesel immer häufiger mit einem Turbo ausgestattet. Er gleicht mithilfe der Abgase den durch „Downsizing“ entstandenen Leistungsverlust aus. Lesen Sie, wie das (auch Abgasturbo genannte) Bauteil funktioniert, welche Vorteile es hat und wie Sie Schäden daran vermeiden können.
Turbo ersetzt Hubraum
„Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Hubraum“, so lautet ein beliebter Spruch unter Autofans. Was früher stimmte, hat der etwa seit den 1980er Jahren verstärkt in Pkw eingesetzte Turbolader grundlegend geändert. Brauchte es früher noch einen 3- oder 4-Liter-Motor mit sechs oder acht Zylindern, um in die Nähe von 300 PS zu kommen, ist das dank Turbo heute schon mit 1,6-Liter-Vierzylinder-Aggregaten möglich.
Aufbau des Turboladers
Der Turbolader besteht im Grunde aus zwei Teilen. Dabei handelt es sich erstens um das Turbinenrad (Turbine) und zweitens um das Verdichterrad (Verdichter). Beide haben die Form von Schaufelrädern und sitzen in einem eigenen Gehäuse, sind aber über eine Welle miteinander verbunden. Das Turbinenrad sitzt am Auspuffkrümmer. Hier treiben die heißen Abgase aus den Brennräumen das Turbinenrad an und versetzen es in Rotation. Es erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 300.000 Umdrehungen pro Minute.
Das Verdichterrad befindet sich am Ansaugtrakt. Durch die Wellenverbindung mit dem Turbinenrad erreicht es im Betrieb dieselbe Geschwindigkeit. Das Verdichterrad saugt frische Luft an und verdichtet sie im sogenannten Verdichtergehäuse. Im Anschluss daran presst es die verdichtete Luft mit Überdruck zur Verbrennung in den Zylinder. Wird in diesem Schritt parallel zusätzlicher Kraftstoff in den Zylinder eingespritzt, erreicht der Motor eine höhere Leistung.
Turbomotoren mit hoher Leistung verfügen darüber hinaus häufig über einen sogenannten Ladeluftkühler. Er leitet einen Teil der Wärme, die während der Verdichtung entsteht, ab. Das führt zum Abkühlen der Luft innerhalb des Turboladers und schließlich zu einem verbesserten Luftdurchsatz im Brennraum. Die Folge ist eine höhere Motorleistung als sie ohne Ladeluftkühler zu erreichen ist.
Tuning von Turboladern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um aufgeladene Motoren zu tunen oder Saugmotoren durch den nachträglichen Einbau eines Turboladers zu mehr Leistung zu verhelfen.
Eine beliebte Variante, um die Leistung von Turbomotoren zu erhöhen, ist einen größeren Turbolader zu verbauen. Dies erfordert allerdings einige Erfahrung, denn das neue Bauteil muss optimal auf den Motor abgestimmt sein, ansonsten kann es an anderen Stellen zu Schäden kommen. Die zweite Variante ist das Optimieren der Kennfelder beziehungsweise Chip-Tuning. Dabei wird mit dem Ziel, die Leistung des Turbos zu erhöhen, Einfluss auf den Ladedruck und die eingespritzte Kraftstoffmenge genommen.
Besitzt der Motor noch keinen Abgasturbo, ist es möglich, ihn mit diversen auf den Markt erhältlichen Turbo-Kits nachzurüsten. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass das Turbo-Kit genau für dieses Fahrzeug geeignet ist und es sich hierbei um Originalteile handelt. Ansonsten kann es zu Rissen und anderen Defekten kommen. Ein fachmännischer Einbau ist obendrein empfehlenswert.
Defekte am Abgasturbo vermeiden
Normalerweise sind Turbolader darauf ausgelegt, ein Fahrzeugleben lang zu halten. Durch verschiedene Ursachen kann es jedoch zu Schäden kommen, die eine Reparatur oder einen Austausch nötig machen.
Häufig sind es Fremdkörper, die im Turbolader Schäden anrichten. Werden beispielsweise Metallspäne nach Reparaturen am Motor nicht vollständig entfernt, können sie durch die hohe Geschwindigkeit des Luftstroms massive Schäden an den Schaufelrädern verursachen. Bei Arbeiten am Motor sollte deshalb besonders sorgfältig uns sauber gearbeitet werden.
Bei aufgeladenen Dieselmotoren kann ein zugesetzter Rußpartikelfilter zu Schäden am Turbo führen. Ein Rückstau im Abgastrakt kann auf die Welle des Turbos einwirken und sie beschädigen. Um dies zu vermeiden, muss der Rußpartikelfilter regelmäßig gewartet werden. Außerdem sollte das Auto regelmäßig längere Strecken fahren, damit sich der Filter selbstständig freibrennen kann.
Ebenso wichtig für einen einwandfrei funktionierenden Turbolader sind regelmäßige Wechsel des Öls und des Ölfilters sowie das Verwenden hochwertiger Schmierstoffe. Verstopfte Ölkanäle oder eine zu geringe Ölversorgung können zu Defekten führen. Auch sollte ein Turbomotor nie heiß geparkt werden. Da der Turbolader bis zu 1000 Grad Celsius heiß wird und seine Kühlung beim Abstellen abrupt unterbrochen wird, verbrennt das Öl in den Leitungen zu Ölkohle, die die Kanäle zusetzt.
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